Guten Tag meine Damen und Herren
Meine Frau und ich wohnen in der Nähe der neu geplanten SBB-Anlage in Bubikon. Es fällt mir schwer, einen Antrag und eine Begründung - und dann noch sachlich - zu übermitteln.
Als Antrag kann ich nur nennen, aufführen oder fordern, auf die Anlage seitens der SBB zu verzichten. Als Begründung kann ich nennen:
Braucht die Schweiz immer noch mehr Verkehr, auch immer mehr öffentlichen Verkehr? Wie lange soll die Schweiz noch überbaut werden? Wollen die Schweizer aus der Schweiz eine einzige Millionenstadt bauen? Wie viel Mehrbevölkerung erträgt die Schweiz noch, ohne auch nur einen Teil der Nahrung selber herstellen zu können? Gab es nicht einmal vor nicht allzu langer Zeit eine „Anbauschlacht" während des Zweiten Weltkrieges? Waren nicht damals die Nahrungsmittel schon derart knapp bei einer noch viel kleineren Bevölkerung und bedeutend mehr nutzbarer Anbaufläche, dass die Lebensmittel rationiert werden mussten und nur mit Märkli bezogen werden konnten?
In meinem kurzen Leben soll sich die Weltbevölkerung schon etwa verdreifacht haben - ich habe sie nicht gezählt. Wollen die Schweizer wirklich, dass sich die Bevölkerung hier auch noch verdreifacht? Was bleibt von der Schweiz, wenn alles total verbaut wird? Je mehr die Verkehrsmöglichkeiten zunehmen, um so mehr nimmt der Verkehr auch zu.
Nun zur geplanten SBB-Anlage:
- Ich habe irgendwo gelesen, dass solche Anlagen an Endpunkten der S-Bahn liegen sollten. Ich sehe aber nicht, dass Bubikon am Ende der (Zürcher-) S-Bahn ist. Zudem soll ja der ÖV ausgebaut werden. Dann wird es nicht lange dauern, bis diese SBB-Anlage wieder mitten drin zwischen Endpunkten zu liegen kommt.
- Nun soll ja mit dieser SBB-Anlage der ÖV weiter ausgebaut werden. Ich habe gehört, dass mit einer Verdoppelung des Zugverkehrs gerechnet wird und eine 30-prozentige Zunahme der Zürcher Bevölkerung bis ins Jahr 2030 oder 35?
- Wie stellt sich die SBB-Führung den Strecken-Mehrverkehr vor? Was bisher tunlichst verschwiegen wird, ist die streckenmässige Zugänglichkeit der geplanten Anlage. Bisher ist die Strecke Bubikon - Wetzikon nur eingleisig befahrbar. Auch ab Rüti bis Rapperswil ist m.E. nur ein Gleis vorhanden. Wie sollen diese Strecken den Mehrverkehr bewältigen können? Offenbar nur durch den Ausbau auf zweigleisige Strecken. Also würde damit auch nochmals bedeutend mehr Land verbraucht für den ÖV.
- Wie stellt sich die SBB den Ausbau der Zufahrtstrecke von Wetzikon her vor durch das Naturschutzgebiet Ambitzgiried, wenn dafür schon die Strassenplaner für die Autobahn oder Autostrasse nach jahrzehntelangem Suchen noch keine Lösung gefunden haben? Soll das Ambitzgiried untertunnelt werden oder mit einer Hochbahnstrecke überfahren werden? Könnte dabei das Ried erhalten werden?
- Aber das tut ja jetzt nichts zur Sache - es geht ja nur um die neue SBB-Anlage. Das übrige kann ja später nicht mehr verhindert werden und führt zum unausweichlichen Sachzwang des Ausbaus der Zufahrtstrecken.
Noch etwas nicht Sachliches:
Wie blöde sind doch die Menschen in ihrer Zukunftsgläubigkeit. Haben die Menschen nie genug? Ein paar wenige ganz Gescheite planen da für die verbaute Zukunft aller anderen, die vielleicht einmal nur noch um Lebensmittel kämpfen müssen. Es ist ja vielleicht vorstellbar, dass es ein oder zwei Generationen nach uns oder mir nicht mehr so viele Traktoren geben könnte. Innerhalb meines „kurzen“ Lebens hat sich ja schon einiges sehr stark verändert. Bin ich zu pessimistisch? Der Klimawandel und die Abnahme der Biodiversität - alles nicht von mir erfunden, aber auch von mir schon feststellbar - lässt grüssen. Sind Leute, die so etwas planen, wirklich gescheit oder nur lange geschult?
Nun fällt mir noch etwas anderes ein: Die SBB rechnet wohl damit, dass am „Endpunkt“ Rapperswil mit dieser Anlage einige Gleisanlagen nicht mehr gebraucht würden. Dieses frei werdende Land könnte doch sicher sehr gewinnbringend als Bauland an schönster Lage veräussert werden. Das gleiche gilt wohl auch für einige nicht mehr gebrauchte Gleise in Zürich. Wie ich den Eindruck habe, wird diese Politik von der SBB schon einige Zeit gewinnbringend angewendet. Man kann ja das „Tafelsilber“ verkaufen und damit einen Gewinn generieren und so die Bilanzen schön aussehen lassen und damit den Verantwortlichen (eigentlich das falsche Wort - Verantwortung ist anders) das eigene horrende Salär rechtfertigen.
- Im Übrigen nimmt mich noch Wunder, wie viele Arbeitsplätze in dieser neuen SBB-Anlage am schönen Endpunkt Bubikon entstehen würden und ob die Arbeitenden auch hierhin mit dem so hoch gepriesenen ÖV gelangen könnten.
- Ob es nun für den Landverschleiss in Bubikon direkt schade ist oder nicht, will ich gar nicht aufführen. Jedenfalls müsste sicher der angrenzende Wald „Mühlihölzli“ grösstenteils aus Sicherheitsgründen für die Gleisanlagen weichen. Ich kann mir auch vorstellen, dass das Trasse stark ausgeebnet werden müsste. Ich kann mir auch vorstellen, dass es nicht ohne grosse Stützmauern gegen das - jetzt noch so genannte - Mülihölzli gehen könnte. Das Plattenwäldli nahe bei meinem Haus müsste wohl auch aus Sicherheitsgründen stark reduziert werden, müsste doch auch hier ein zweites Gleis erstellt werden.
- Sollte die SBB nicht eine solche Anlage an wirklichen Endpunkten auf ebenem Land wie z.B. in Kaltbrunn, Ziegelbrücke oder Sargans planen, damit der Endpunkt etwa zehn Jahre lang auch wirklich am Endpunkt liegt?
Was mich in dieser Sache noch recht erstaunt: Warum wird die Öffentlichkeit erst informiert, wenn das Projekt derart weit fortgeschritten ist, dass es kein Zurück mehr gibt, ohne dass die Verantwortlichen das Gesicht verlieren? Handelt es sich da auch um Demokratie? Könnte man sich da auch an das Wort Diktatur erinnern, wie es in den letzten Tagen von so bösen Politikern in anderer Sache erwähnt wurde?
Es geht offenbar nicht anders, als dass die Natur den Menschen einmal Einhalt gebietet mit Erdbeben, Vulkanausbruch mit Sonnenverdunkelung, Sonnensturm, Atomkatastrophe etc. (muss nicht unbedingt bei uns stattfinden) oder eine - anders als Corona - wirklich schwere Pandemie.
Ich richte also einen Apell an die Verantwortlichen der SBB und auch der zuständigen Bundes- und anderen Behörden, die Sache nochmals zu überdenken:
- Genügen die Finanzen?
- Genügt das heutige Angebot der SBB auf dieser Strecke wirklich nicht mehr?
- Wollen die Verantwortlichen ihren eigenen Kindern und den kommenden Generationen wirklich eine Schweiz hinterlassen, die nur noch aus einer einzigen Stadt besteht?
- Muss immer alles grösser und grösser werden?
Zuallerletzt: Meine Ausführungen sind nun ein wenig zu lange geraten, aber dies entspricht ja in etwa der Grösse des SBB-Projekts.